Übersicht
Straßennamen haben nicht nur eine Lokalisierungsfunktion, sondern auch einen Erinnerungsauftrag:
Es ist uns in Deutschland und in Essen nicht egal, mit welchem Namen eine Straße bezeichnet wird.
Und natürlich soll die so geehrte Person für das nachbarschaftliche Zusammenleben in unserer
Stadt ein Vorbild sein.
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Geschichtliche Verantwortung
Auch die Nationalsozialisten vergaben auf diese Weise Straßennamen: So trug etwa die Kettwiger
Straße während der Nazizeit den Namen des "Führers", die Rüttenscheider Straße widmete
man damals Hermann Göring und die heutige Klarastraße führte den Namen Horst Wessel. Und am 20. November 1937
ehrten Essener Nazis die beiden gerade verstorbenen Generäle Hans von Seeckt
und Karl von Einem, in dem sie
sie zu Patronen der damaligen Irmgardstraße (die nicht nach der gleichnamigen Krupp-Tochter benannt war!)
und Ortrudstraße machten. Wer sich mit dem Nationalsozialismus näher beschäftigt hat, weiß, dass es bei
solchen Straßenbenennungen immer auch um die Verehrung von Gesinnungsgenossen ging.
Ohne Zweifel handelt es sich bei Hans von Seeckt und Karl von Einem um antidemokratische Feinde der
Weimarer Republik, die durch ihr Tun die Machtübernahme der Nazis befördert hatten. Dies ist in der
Geschichtswissenschaft unumstritten. Ohne Zweifel taugen diese beiden Herren deshalb nicht mehr als
Vorbilder für unser heutiges freiheitlich-demokratisches System, das mit Blick auf die ungeheuerlichen
zehn NSU-Morde weiter wachsam gegenüber Neonazismus sein muss. Und ohne Zweifel gibt es derzeit in Deutschland
viele Städte, die ihre Straßen und Plätze aus diesen Gründen umbenennen. Bemerkenswertes Beispiel war jüngst
die Umbenennung des Hindenburgplatzes im westfälischen Münster.
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Experten-Meinung
Prof. Dr. Frank Becker, Professor für
Neuere Geschichte
an der Universität Duisburg-Essen,
äußerte sich am 15.09.2012 in der WAZ auch zum Essener Straßenkonflikt:
„Bei Hindenburg und den Generälen von Seeckt und von Einem gibt es Gemeinsamkeiten:
Sie standen prinzipiell dem Krieg positiv gegenüber. Sie sind Vertreter der preußischen
Offizierskaste. Von Einem war außerdem extrem Homosexuellen-feindlich. Das sind Standpunkte,
die nicht in die heutige Zeit passen. In eine Zeit, die Toleranz gegenüber Minderheiten und
Andersdenkenden pflegt.“
Aus diesem Grund unterstützt Prof. Becker die Essener
Rückbenennung der Von-Einem-Straße und
Von-Seeckt-Straße auf ihre ursprünglichen Mädchennamen.
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